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27-jährige Violinistin Constanze Friedel gewinnt das Ö1-Jazzstipendium 2020

Violinistin Constanze Friedel ist die Gewinnerin des Ö1-Jazzstipendiums 2020, sie tritt damit als erste Frau in die Reihe der dergestalt geförderten Talente, in der bislang der Kärntner Saxofonist Robert Unterköfler (Gewinner 2018) und der oberösterreichische Schlagzeuger Lukas Aichinger (2019) stehen.

Friedel konnte die mit Gitarrist Wolfgang Muthspiel, US-Produzent Jeff Levenson und Ö1-Jazzredaktionsleiter Andreas Felber besetzte Jury durch einen kraftvollen, expressiven Violin-Ton, Sinn für Dramaturgie sowohl in ihren Improvisationen als auch in den Kompositionen sowie Offenheit gegenüber verschiedensten musikalischen Einflüssen und deren Verschmelzung zu einem vitalen, energiereichen Amalgam überzeugen. Als Gewinnerin erhält sie ein zweijähriges Masterstudium an der Jam Music Lab Privatuniversität in Wien.

Das Ö1-Jazzstipendium wird seit 2018 vergeben, bewerben können sich Musiker*innen bis zu 28 Jahren mit österreichischer Staatsbürgerschaft oder Lebensmittelpunkt in Österreich. 

Constanze Friedel ist Jahrgang 1993, sie stammt aus Ilmenau im deutschen Thüringen. Ab Herbst 2012 studierte sie klassische Violine an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden, fühlte sich in dieser Musik aber zunehmend beengt. Parallel tauchte sie in Dresden mit den Studierenden der Jazzabteilung in die Welt improvisierter Musik ein, für die sie sich zunehmend begeisterte. Friedel: „Ich wollte frei sein. Also zumindest freier als in der Klassik.“ Dem Entschluss, Jazz-Violine zu studieren, folgte die Übersiedlung nach Wien im Herbst 2014: Denn dort unterrichtete der zwischen Österreich und Barcelona pendelnde Kärntner Violinist Christoph Mallinger, bei dem Constanze Friedel am Jam Music Lab in die Lehre gehen wollte, da ihr „Ausdruck und Phrasierung“ seines Spiels sehr zusagten. Zusätzlich belegte sie als zweites Hauptfach „Improvisation“ bei Pianist Paul Urbanek. 

Die Violine kann im Jazz auf eine lange Tradition verweisen, Constanze Friedel nennt als erste Referenz Zbigniew Seifert, den 1979 jung verstorbenen polnischen Geigenvirtuosen, dann fallen die Namen der afroamerikanischen Pioniere Eddie South und Stuff Smith, ebenso die des französischen Violinisten Didier Lockwood und der jüngeren Vertreter Zach Brock und Adam Bałdych, mit deren Musik sie sich beschäftigt hat. Doch ebenso gerne lasse sie sich von Bläsern inspirieren, von Saxofonisten wie Chris Potter, Joshua Redman oder John Coltrane wie auch von Trompetern wie Roy Hargrove. Szene-Erfahrung sammelte Constanze Friedel in Wien bisher als Gast des Gypsy-Swing-orientierten Yamandu Fuchs Quartett sowie in der von Saxofonist Anton Prettler und Schlagzeuger Sherif Abdalla gegründeten Band Barakah, die Mitte Juli 2020 ihr Debütalbum „Page Zero“ veröffentlicht, und in deren Musik orientalische Einflüsse mit der kraftvollen Hymnik John Coltranes verschmelzen. Friedel ist inzwischen aus Barakah ausgeschieden, ihre volle Konzentration gilt nun ihrem „Constant Quartett“, das stärker in Richtung Fusion und Rock tendiert, aber auch mit so genannten „odd meters“ (ungeradzahligen Taktarten) und klassischen Elementen arbeitet.

Diesem 2019 initiierten Bandprojekt einen kreativen Schub zu geben, war eine der Motivationen, sich für das Ö1-Jazzstipendium zu bewerben, so Constanze Friedel. Das Masterstudium an der Jam Music Lab-Privatuniversität möchte sie aber auch aus Wertschätzung gegenüber den Lehrern Christoph Mallinger und Paul Urbanek anhängen: „Von ihnen kann ich noch viel lernen.“ 

Die Ö1-Jazzstipendienurkunde wird Constanze Friedel am 6. Juli 2020 abends im Wiener Porgy & Bess überreicht. 

http://oe1.orf.at/jazzstipendium

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Geschrieben am July 1st, 2020